Rehkitz-Rettung mit Verantwortung – Warum das Anfassen und Mitnehmen von Wildtieren schwerwiegende Folgen haben kann!

Jedes Frühjahr beginnt in den Wiesen und Feldern die Brut- und Setzzeit – eine besonders sensible Phase in der Natur. Während Landwirte ihre Wiesen mähen, setzen Ricken ihre Kitze ins hohe Gras. Um diese Kitze vor dem Mähtod zu bewahren, engagieren sich vielerorts ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bei der Rehkitz-Rettung. Dabei kommt moderne Technik wie Drohnen mit Wärmebildkameras zum Einsatz, um die Kitze und auch andere Jungtiere frühmorgens aufzuspüren. Die gefundenen Kitze werden vorsichtig in luftigen Körben gesichert, sodass sie nach dem Mähen unversehrt wieder freigelassen werden können. Doch immer wieder gibt es Fälle, in denen Spaziergänger, Unbeteiligte oder Urlauber die Tiere berühren, mitnehmen oder gar “retten” wollen – mit weitreichenden Folgen.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht!
Wenn Rehkitze angefasst oder gar mitgenommen werden, geschieht das oft aus Unwissenheit oder falsch verstandener Tierliebe. Doch was viele nicht wissen: Der menschliche Geruch am Tier kann dazu führen, dass die Ricke ihr Kitz nicht mehr annimmt. Wird das Kitz gar aus der Natur entnommen, ist das eine Störung der Wildtiere mit potenziell tödlichem Ausgang. Außerdem handelt es sich dabei rechtlich gesehen um eine Straftat.

Rechtliche Konsequenzen
Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sowie das Tierschutzgesetz verbieten es, wildlebende Tiere ohne triftigen Grund aus der Natur zu entnehmen. Rehkitze stehen unter besonderem Schutz. Wer ein Kitz anfasst oder mitnimmt, macht sich der „wilden Entnahme“ (§ 39 BNatSchG) schuldig. In schweren Fällen drohen Geldbußen bis zu 50.000 Euro oder sogar Freiheitsstrafen. Auch eine Anzeige wegen Wilderei ist nicht ausgeschlossen, wenn das Tier ohne Genehmigung dauerhaft entnommen wird.

Zudem gilt:
Sobald das Tier in menschliche Obhut genommen wird, besteht eine Verantwortung für seine fachgerechte Pflege – eine Aufgabe, die Laien meist nicht erfüllen können. Ohne entsprechendes Fachwissen und Genehmigungen sind diese „Rettungsversuche“ oft ein Todesurteil für das Tier.

Was ist zu tun, wenn man ein Rehkitz findet?
Wer ein Rehkitz im Gras entdeckt – besonders, wenn es ruhig liegt und nicht flieht – sollte Abstand halten und das Tier keinesfalls berühren. Die Ricke ist meist in der Nähe und kehrt zurück, sobald keine Menschen mehr in Sicht sind. Befindet sich das Kitz in einer Wiese kurz vor der Mahd, sollte umgehend der Landwirt, der Revierinhaber oder ein örtlicher Rehkitz-Rettungsverein kontaktiert werden.
Rehkitz-Rettung ist ein wichtiger und sinnvoller Beitrag zum Tierschutz – aber nur, wenn sie verantwortungsbewusst und fachlich korrekt geschieht. Tierliebe zeigt sich nicht durch unüberlegte Handlungen, sondern durch Respekt vor der Natur und ihren Abläufen. Wer helfen will, kann sich bei lokalen Initiativen engagieren und zur Aufklärung beitragen. Denn nur gemeinsam kann es gelingen, die jungen Wildtiere effektiv zu schützen – ohne ihnen unbeabsichtigt zu schaden.

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